Ayurveda heilt. Mit Überzeugung kann ich diese Aussage nach sechs Wochen Behandlung mit dem ältesten Medizinsystem der Welt machen. Ayurveda ist zuweilen langsam und hilft nicht bei allen Erkrankungen. Bei chronischen Krankheiten ist Ayurveda der Schulmedizin jedoch in vielen Fällen weit überlegen.
Im Ayurveda wie auch in der Schulmedizin geht es um die Aufrechterhaltung von Gleichgewichten im Organismus. Im Verständnis beider Medizinsysteme kommt es bei gravierenden Störungen der Homöostasis zu Beeinträchtigungen, die zu Krankheiten führen können. Der Unterschied zwischen beiden Systemen liegt im Wissen zugunsten der genauen Einstellung der Regelkreise zur Erreichung der Gleichgewichtszustände.
In der ayurvedischen Medizin existiert eine präzise Vorstellung davon, wie in einem Individuum diese Gleichgewichtszustände beschaffen sein müssen. Gegebenenfalls werden notwendige Behandlungsverfahren angewandt. Dagegen ist in der konventionellen Medizin nicht bekannt, wie die Homöostasis genau definiert ist. Es bestehen weitreichende Erfahrungswerte, an denen sich orientiert wird. Meines Erachtens ist jedoch genau die Frage der verschiedenen Ansätze im Verständnis der Homöostasis medizintheoretisch hoch interessant und sollte weiter erforscht werden.
Dass Ayurveda als evidenzbasiertes wissenschaftliches Medizinsystem heilt, habe ich in den vergangenen Wochen unmittelbar erleben dürfen. Neben den Beispielen aus vorherigen Beiträgen möchte ich hier von einer weiteren Begebenheit berichten, welche ich mit eigenen Augen erlebt habe:
Gemeinsam mit ihrem vierjährigen Sohn ist eine Mutter indischer Abstammung aus den USA in dieses Krankenhaus gekommen. Ihr Sohn war aus unerklärlichen Gründen nicht in der Lage, ein Bein vor das andere zu setzten, um zu gehen. Trotz aller möglichen unternommenen Versuche gab es zu Hause keinerlei Anzeichen einer Veränderung. Nach vier Wochen Panchakarma-Behandlung stand das Kind eines Tages mit wackligen Beinen von seinem Rollstuhl auf und begann von allein vorsichtig die Füße nacheinander auf den Boden zu setzten. Einen Tag später habe ich den Jungen mit seiner Mutter erneut gesehen. Immer noch an etwas festhaltend balancierte er seine Füße mit einer offensichtlichen Freude. Dieses unmittelbare Erlebnis berührte nicht nur mich sehr.
Bei aller Euphorie über die Heilungserfolge anderer, möchte ich natürlich auch von meinen gesundheitlichen Verbesserungen berichten. Mein Ziel war, von einer gravierenden Folgeerkrankung meines fast vierzigjährigen Typ-1-Diabetes, der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK), geheilt zu werden. Nach der Aussage von Professor Gupta wurde diese Krankheit aufgehalten. Die Auflösung der vorhandenen Gefäßverschlüsse wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Dazu werde ich weiterhin pflanzliche Medikamente zu mir nehmen müssen, welche den Abbau der Gefäßablagerungen enzymatisch begünstigen.
Ich kann seine Aussagen subjektiv bestätigen. Mein allgemeines Wohlbefinden ist so gut wie seit Jahren nicht mehr. Ich spüre eine deutliche Verbesserung der Durchblutung in meinen Beinen. Genaueres werde ich nächste Woche in der Untersuchung mittels Gefäßultraschall erfahren. Objektiv ergab mein gestrig durchgeführter Gehtest eine Wegstrecke von etwa 850m. Wahrscheinlich hätte ich noch weiter gehen können. Der Schmerz in der linken Wade war noch im tolerablen Bereich. Dennoch ist dieser Wert eine weitere Verbesserung meiner bisherigen Gehleistung.
Ob ich von der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit wirklich geheilt bin, werde ich erst im Alltag herausfinden können. Allerdings bin ich nachdem was ich hier erlebt habe äußerst zuversichtlich. Dennoch wird es in meinem Leben einige Veränderungen geben. Eine davon ist die Auswahl der täglichen Lebensmittel. Ich habe heute von Professor Gupta meine neue Lebensmittelliste erhalten. Als Bild hänge ich diese unten an. Die Umsetzung im Alltag wird eine ziemliche Herausforderung für mich werden. Allerdings freue ich mich darauf.
Auf eine naive Weise hatte ich gehofft, dass ich von anderen Bloggern der Diabetes-Community eine Resonanz auf meinem Blog erfahren würde. Eigentlich wollte ich mit meinen Erfahrungsbericht mögliche andere Therapieansätze einem größeren Publikum nahebringen. Doch anscheinend passt bei Einigen das Beschreiten neuer Pfade nicht in das diabetologisierte Weltbild.
Persönlich hat sich der weite Weg für mich jedenfalls gelohnt. Neben der Aufhebung des Dogmas der Unumkehrbarkeit diabetischer Spätfolgen ist die Kombination Diabetes und Ayurveda nahezu ideal. Auch wenn die damit verbundenen Regeln wieder mit viel Selbstdisziplin verbunden sind, ist dieser Ansatz viel umfassender und lebensnaher als in der konventionellen Diabetologie. Das eben nicht nur Selbstdisziplin, Insulin, Bewegung und gesunde Ernährung eine Rolle spielen ist mir in diesen Wochen ziemlich klar geworden. Aus diesem Grund möchte ich dazu meine Erfahrungen abschließend kurz zusammenfassen.
- Reduktion des Insulinbedarfs. Insulin ist ein Segen und ein Fluch zugleich. Insulin öffnet nicht nur als zellulärer Schlüssel das Tor von Zellen, um die Glukose für die Verbrennung hereinzulassen. Als Hormon schaltet Insulin ebenso die Fettsynthese im Organismus ein. Ich habe in den acht Jahren mit Insulinpumpe fast 10kg an Gewicht zugenommen. Ähnliche Erfahrungen hatte ich von anderen Pumpenträgern vernommen. Durch die Einnahme von pflanzlichen Medikamenten (Gurmar, Mamajjaka, Momordica) kann der Insulinbedarf deutlich gesenkt werden, was zu einer Stabilisierung des Blutzuckerverlaufs führt. Ich bin tatsächlich bei 50 Prozent meines Ausgangsbedarfs angelangt. Der reduzierte Insulinbedarf und das Intermittierendes Fasten führten bei mir zu einem Gewichtsverlust von sechs Kilogramm.
- Intermittierendes Fasten. Der regelmäßige zeitlich ausgedehnte Verzicht auf Nahrungszufuhr war für mich eine neue und positive Erfahrung. Durch die veränderte Nahrungseinnahme mit vegetarischer Kost und die verabreichten Bitterstoffe hat sich die Zusammensetzung des Mikrobioms in meinem Darm (Darmflora) verändert. Neuere Untersuchungen weisen darauf hin, dass diese Zusammensetzung des Mikrobioms direkte Auswirkungen auf die Psyche und damit die Auswahl von Nahrungsmitteln aufweist. Das kann ich subjektiv nur bestätigen. Mein Appetit auf Süßes ist vollkommen verschwunden. Ein Hungergefühl habe ich trotz negativer Energiebilanz nicht.
- Regelmäßigkeit. Die fast minutengenaue Rhythmik des Tagesablaufes lässt mich gegenwärtig nicht nur um 6.00Uhr erwachen und 22.00Uhr ermüden. Ebenso hat diese Regelmäßigkeit Auswirkungen auf den Insulinbedarf. Die Zeit des Aufstehens beeinflusst die Ausschüttung von Hormonen der Nebennierenrinde am nächsten Morgen. Dieser auch als Dawn-Phänomen bekannte Anstieg des Insulinbedarfs für diese Zeit hat sich bei mir um 0,5 Insulineinheiten pro Stunde verringert.
- Stressabbau. Wenn mich jemand vor einem Jahr gefragt hätte, was ich denn so von aktiven Methoden des Stressabbaus wie Yoga und Meditation halte, hätte ich wahrscheinlich nur mild gelächelt. Ich hatte beides schon ausprobiert, allerdings fand ich die aufgewendete Zeit für einen nicht wirklich nachzuvollziehenden Effekt zu schade. Jetzt einige Zeit später begreife ich, dass erst die Regelmäßigkeit auch kurzer Übungsphasen eine Nachhaltigkeit bringt. Inzwischen freue ich mich fast auf die Verabredungen mit mir, die nebenbei auch noch einen positiven Effekt aufweisen. Mein Blutzucker bleibt stabil.
3 Kommentare zu „Ein Résumé nach sechs Wochen klassischem Ayurveda“
Lieber Peter,
in der kommenden Woche werde ich in Berlin sein und mit E.St. die relevanten Daten für die Einzelfallpublikation zusammen stellen. Wir werden eine Grobstruktur erstellen und dann allen Beteiligten zum jeweiligen Ausfüllen zusenden!
Herzlichen Dank für den Block und die Möglichkeit des hautnahen Miterleben!
BB
Liebe Bettina,
ich freue mich sehr, dass die Einzelfallstudie jetzt eine Form erhält. Wenn von der Publikation andere Betroffene profitieren können, haben wir alle gewonnen.
Ich wünsche dir nächste Woche viel Freude in Berlin.
Herzliche Grüße,
Peter