Es ist schon wieder soweit. Die Zeit hier am P.D. Patel Ayurveda Hospital neigt sich ihrem Ende zu. Morgen werden wir uns wieder auf Rückreise begeben, diesmal jedoch mit gemischten Gefühlen. Die Nachrichten über das was uns zu Hause erwarten wird, bestimmen die Gedanken von Carsten und mir nicht unwesentlich. Wir werden sehen…
In den letzten Wochen hat sich meine emotionale Verstimmtheit in Luft aufgelöst. Ich fühle mich wieder ausgeglichen und klar. Diesen schwer zu beschreibenden Zustand kenne ich schon von den letzten beiden Panchakarma-Therapien. Einen nicht unbedeutenden Beitrag wird dabei die mit der Panchakarma-Behandlung einhergehende Selbstheilung meines Organismus spielen. Denn diesmal habe wirklich ich das geschafft, was ich mir von meinem letzten Aufenthalt an Prof. Guptas Krankenhaus erhofft hatte. Endlich kann ich ohne einen weiteren Eingriff absolut schmerzfrei längere Strecken zurücklegen. Ayurveda braucht eben seine Zeit.
Mein Ziel für diesmal, das Gewebe der im November wieder aufgefrästen rechten Oberschenkelarterie zu beruhigen und zu regenerieren, habe ich hoffentlich erreichen können. Genaueres werde ich jedoch erst nach der anstehenden Ultraschalluntersuchung am Uni-Klinikum Leipzig erfahren. Darüber hinaus scheinen die Behandlungen der Panchakarma-Therapie eine weitere Spätfolge meines Typ-1-Diabetes positiv zu beeinflussen. Die diabetische Polyneuropathie in meinen Füßen wird offenbar schwächer. Meine Fußsohlen werden wieder etwas sensibler, ich fühle wieder mehr. Das ist schulmedizinisch eigentlich unmöglich. Die hiesigen Ärzte meinen jedoch, dass eine Umkehrung diabetischer Spätfolgen, wie die Polyneuropathie, durch die ursächliche Behandlung dieser chronischen Krankheit im Ayurveda durchaus möglich ist.
Meine Ausgeglichenheit äußerte sich auch in meiner Pulsdiagnose. Dazu werden am rechten Arm drei Finger auf eine Arterie gesetzt und die Qualität des Blutflusses ermittelt. Dieses in der Medizingeschichte Europas und Asiens uralte diagnostische Verfahren, dient im Ayurveda zur Bestimmung der gegenwärtigen Doshas und signalisiert ein Ungleichgewicht der ayurvedischen Grundprinzipien samt Krankheiten.
Bei der ayurvedischen Pulspalpation werden Zeige-, Mittel- und Ringfinger unterhalb der Daumenwurzel auf die Radialisarterie gesetzt. Der Arzt fühlt dabei in kurzer Zeit feinste Bewegungsmuster und Qualitäten, wie Pulsrate, Pulsamplitude, Pulsrhythmus und Pulsvolumen, die den Gesundheitszustand seines Gegenübers abbilden. Für ein gestörtes Dosha im Übermaß ergibt sich ein bestimmtes Muster. So ist bei einer Vata-Verstärkung der Puls unregelmäßig. Er pocht hin und her, wie beim Schlängeln einer Schlange. Bei einem Pitta-Übermaß springt der Puls wie bei einem hüpfenden Frosch. Bei einem Kapha-Überschuß ist der Puls langsam und schreitet dahin wie ein Schwan. Versucht es doch mal bei Eurem Partner.
Für eine aussagekräftige ayurvedische Pulsdiagnose bedarf es jedoch jahrelanger Erfahrung, bevor im Ayurveda ein Arzt die Diagnose offiziell stellen darf. Aus diesem Grund üben die Studenten täglich hier an den Patienten am P.D. Patel Ayurveda Hospital. Dabei beeindruckte mich ein junger Arzt. Er fragte mich, ob ich in meinem linken Bein einen Schmerz verspüren würde. Tatsächlich hatte ich in diesem Moment ein leichtes Kribbeln in meinem linken Fuß.
In den letzten Tagen war ein Ungleichgewicht der Doshas bei mir jedoch nicht mehr festzustellen. Mein Puls ist so ausgeglichen wie lange nicht mehr. Dieser Tridosha-Zustand entspricht auch meiner gegenwärtigen emotionalen und physischen Verfassung. Im Ayurveda ist der Tridosha-Zustand die Voraussetzung für die Aktivierung der Selbstheilungskräfte und lässt das Immunsystem optimal wirken. Ich hoffe, dass dieser Moment trotz des organisierten Wahnsinns in der Heimat noch eine Weile anhalten wird und mein gestärktes Immunsystem mich unbeschadet durch die Krise bringt.
2 Kommentare zu „Tridosha in Zeiten der Krise“
Gute Heimreise und die nötigen Verkehrsmittel dazu! Danke für den ausführlichen Bericht. Kaffeegeld gibt es selbstverständlich auch. Leider erwartet Dich eine unverantwortliche Hetzjagt von Virologen und Politikern, als ob ein Killervirus uns hinwegraffen würde. Täglich findet ein Prominenter die kontakt untersagenden Maßnahmen richtig. Ayurveda ist diesem sich gegenseitig überbietendem Wahn haushoch überlegen.