Nicht umsonst gehört der Kopf im Ayurveda zu den drei wichtigsten Vitalbereichen (marma) im Körper. In dem ältesten Text der Ayurveda-Tradition, der Charaka-Samhita, ist diesem wichtigen Teil des menschlichen Körpers ein eigener Abschnitt gewidmet. Darin wird auf den Sitz der Lebenskraft (Prana) hingewiesen. Ist das Gleichgewicht der physiologischen Regulationsprinzipien gestört, kommt es ebenfalls häufig zu Beeinträchtigungen von Prana. Eine Möglichkeit im Ayurveda die Doshas im Kopfbereich wieder auszugleichen, besteht in der Anwendung verschiedener Formen von Nasya.
Nasya gehört zu einer der fünf Pancharkarma-Techniken. Gemeint ist damit das Einbringen von Kräutersubstanzen, meist medizinischer Öle, in die Nase. Die Nase ist der Zugang zum Kopf, in die Nasennebenhöhlen und tiefer noch in die Lungen. Die geläufigste Art von Nasya ist die Anwendung von Ghee, Ölen oder auch Kräuterpulvern. Der Vorteil in der Verwendung von Ghee oder von Ölen als Trägersubstanz liegt in der Überwindung der Blut-Hirn-Schranke. Damit kann eine psychotrope Wirkung gezielt eingesetzt werden, um bei bestimmten Erkrankungen, beispielsweise bei Depressionen, eine Linderung zu verschaffen.
Meine Schlaflosigkeit und die Angespanntheit in den letzten Wochen vor der Reise, aber auch die im letzten Beitrag angesprochene Achterbahnfahrt meiner Emotionen nach den Bastis hatte ich in einer Visite bei Professor Gupta angesprochen. Er verordnete mir darauf hin Brahmi Ghrita. Dieses Nasya mit Ghee als Trägermittel gehört zu den psychotropen Medikamenten. Es wird im Ayurveda vorrangig als Hirntonikum bei somatischen Beschwerden, mentalen Spannungen, Konzentrationsstörungen, Gedächtnisschwäche und Schlafstörungen eingesetzt. Der Name Brahmi Ghrita bedeutet dabei Brahmi gelöst in Ghee.
Brahmi oder das Kleine Fettblatt (Bacopa monnieri) ist in der letzten Zeit aufgrund seiner psychotropen Wirkung auch in unseren Breiten bekannt geworden. Als Nootropikum wird es gegen Müdigkeit, zur Leistungssteigerung sowie zur Verbesserung der Gehirnfunktion eingesetzt. Ob es in der erwerbbaren Pillenform allerdings die gleiche Wirksamkeit wie als Nasya haben wird ist jedoch fraglich.
Die Verabreichung des Nasya unterliegt einer ganz bestimmten Reihenfolge. Dazu liege ich auf meinem Bett. Das Kopfkissen wird entfernt. Ich erhalte eine dreiminütige Massage meines Kopfes mit Sesamöl. Anschließend wird mein Kopf mit einem Tuch abgedeckt. Eine Wärmeflasche wird von einem Pfleger auf verschiedene Bereiche meines Kopfes gedrückt.
Wie bei fast allen Behandlungen singen dazu die Stationsärztin Namrata und eine weitere junge Ärztin im Anschluss ein Mantra (höre unten). Abschließend erhalte ich je zehn Tropfen von Brahmi Ghrita in jedes Nasenloch. Danach muss ich zehn Minuten ruhen.
Nach mittlerweile einigen Behandlungen mit diesem Nasya kann ich die Wirksamkeit nur bestätigen. Ich bin deutlich ausgeglichener geworden.
5 Kommentare zu „Nasya macht den Kopf frei“
Super schön, dass du dieses Mantra mit uns teilst! Danke!
Hi Peter,
viel Erfolg auf Deinem Weg,
viele Grüße aus Leipzig,
Lars.
Hallo Lars,
dies ist aber eine Überraschung.
Vielen Dank!
Herzliche Grüße aus Nadiad,
Peter