Seit einigen Tagen bekomme ich nach der Ölmassage eine andere Form der Wärmebehandlung (Svedana). Auch hier ist das Ziel die Erweiterung der Kapillargefäße im Körper. Bei der Prozedur mit dem Namen Masha Pinda wird mein Körper von zwei Masseuren gleichzeitig bearbeitet. Sie verwenden dazu ein Leinentuch, welches mit einer heißen Mischung aus Linsen, Urad Dal (Urdbohnen), Ashwagandha und Milch befüllt ist. Bei der Behandlung liegt der Geruch von leicht angebrannter Milch die ganze Zeit im Raum.
Der heiße Leinenbeutel wird bei der Synchronmassage kurz auf die Haut gesetzt. Aufgrund der Temperatur ist dies keineswegs immer angenehm. Die heraustretende dickflüssige Masse wird anschließend auf dem gesamten Körper verteilt. Die Masseure setzen ihre Arbeit solange fort, bis sich ein dickflüssiger Film auf meiner Haut gebildet hat. Danach wird meine andere Körperseite auf die gleiche Weise bearbeitet.
Nach der Behandlung muss die Masse für eine Stunde auf der Haut eintrocknen. Dazu sitze ich auf einem ausrangierten Bett auf dem Dach des Krankenhauses. Doch der Weg dorthin ist eine echte Herausforderung. Eingekleistert mit der Masse und alles von mir weghaltend ist es sicher ein beschauliches Bild, wie ich rutschend versuche, die Treppe zum Dach zu erklimmen. Dort wartet zuweilen ein silbergrauer Affe mit schwarzem Gesicht. Meine Anwesenheit stört ihn nicht, dennoch zieht er alsbald von dannen.
Beim regelmäßigen Trocknen in der Sonne habe ich in den letzten Tagen Bekanntschaft mit einem US-Amerikaner indischer Herkunft gemacht. Sein Vater, der Schulmediziner ist, hat ihm zu der Behandlung an diesem berühmten Krankenhaus geraten. Er hatte Spasmen in den Oberschenkeln aufgrund von Nebenwirkungen einer vorherigen Medikation. Diese beginnen sich nach drei Wochen ayurvedischer Behandlung langsam zu verbessern. Auch er erzählte mir von der belebenden Wirkung von Masha Pinda als auch von Ashwagandha.
Seit gestern bekomme ich Ashwagandha auch zur innerlichen Einnahme verabreicht. Die Kommentare „That’s good for your body.“, aber auch meine eigene Neugier über dieses vermeintliche Wundermittel ließen mich nicht mehr los. Ich fragte also die Stationsärztin nach den Inhaltsstoffen und der Wirkung von Masha Pinda und von Ashwagandha. Sie lächelte und sagte, dass alle Deutschen anscheinend immer sehr ähnliche Fragen stellen. Daraufhin musste ich lächeln. Sie verriet mir die oben genannte Zusammensetzung. Weiter erklärte sie mir, dass der Hauptbestandteil Ashwagandha gut für meine gesamte Muskulatur sei. Auf meine Frage, wie denn nun Ashwagandha genau wirke, zuckte sie mit ihren Schultern und wiederholte ihre Antwort.
Ashwagandha alias Indischer Ginseng oder Schlafbeere (Withania somnifera) ist in der ayurvedischen Medizin ein weit verbreitetes Medikament. Die Extrakte der Pflanze werden seit langer Zeit bei einer Vielzahl von Beschwerden eingesetzt. Als Tonikum nach den Ausleitungen des Panchakarma-Verfahrens wird es nahezu universell verwendet. Neuere Studien mit Ratten und Mäusen belegen das Potential von Ashwagandha. Die Extrakte der Pflanze besitzen demnach anti-entzündliche Eigenschaften. Sie wirken krebshemmend und stressreduzierend. Ebenso sind sie als Antioxidant wirksam. Weiterhin besteht ein positiver Einfluss auf die Blutbildung. Außerdem wirkt Ashwagandha als Immunmodulator und senkt den LDL-Spiegel. Einen Review-Artikel mit weitgehend aktuellen Ergebnissen hänge ich für Neugierige wieder unten an.
4 Kommentare zu „Ashwagandha und eine zweite Haut“
Lieber Peter,
ich lese jeden deiner Beiträge mit großem Interesse und habe öfter (wie heute) Spaß an deinen Beschreibungen – schade, dass hinter diesen einzigartigen Erlebnissen so ein ernster Hintergrund steckt. Ich wünsche dir noch viele spannende und vor allem heilende Erlebnisse.
Liebe Katja,
danke. Das ist nur mein Galgenhumor. Nein im Ernst, mir geht es zunehmend besser. Nur die Geschichte mit den Beinen dauert noch etwas…
Viele Grüße nach Leipzig!
Peter