Zwei Wochen sind seit meinem Beitrag Ölmassage und Steam bereits vergangen. Mittlerweile kann ich es kaum noch erwarten, von oben bis unten mit Öl eingerieben und anschließend massiert zu werden. Aus der darauffolgenden Dampfsauna müssen die beaufsichtigenden Ärzte mich inzwischen rausholen, so sehr genieße ich diese Prozedur.
Der eigentliche Zweck dieser Wärmebehandlung (Svedana) ist die Erweiterung der Kapillargefäße im Körper. Nach ayurvedischer Vorstellung wird dadurch der Abtransport der durch die Ölbehandlung mobilisieren Toxine erleichtert. Inzwischen verstehe ich das Prinzip einiger ayurvedischer Behandlungen auch etwas besser. Das Ziel des Panchakarma-Verfahrens ist das Lösen, das Mobilisieren und das Ausscheiden von Krankheitsstoffen aus dem Körper. Der ayurvedischen Medizin stehen dazu verschiedene Ausleitungsverfahrens zur Verfügung.
Eines dieser Ausleitungsverfahren sind medizinische Einläufe. Sie bestehen aus individuell angepassten Kräuter- oder Ölmischungen. Nach jeder Massage und Dampfsauna bekam ich seit zwei Wochen ebenfalls einen solchen Basti. Nach ayurvedischer Vorstellung habe ich ein Ungleichgewicht meines Vata. Dieses physiologische Regulationsprinzip hat seinen Sitz im Dick- und Mastdarm. Im Ayurveda sind deshalb die Bastis geeignet, mit Vata assoziierte gesundheitliche Probleme, wie meine innere Unruhe, aber auch die pAVK therapeutisch zu beeinflussen.
Die Wirkung des Niruha Basti war im wahrsten Sinne durchschlagend. Nicht nur, dass dieser Einlauf für eine gründliche Darmreinigung sorgte. Ich hatte mehrfach das Gefühl, nach dem Basti mental unglaublich erleichtert zu sein und eine Menge an psychischem Balast von mir geben zu haben. Dabei ist diese Prozedur nicht mit einem gewöhnlichen wässrigen Darmeinlauf oder einer Colon-Hydro-Therapie zu vergleichen. Im Gegensatz zu diesen versorgt der Basti den Darm mit Medikamenten und rückfettenden Substanzen.
Seit gestern ist die Behandlung mit ausleitenden Bastis bei mir beendet. Ich erhalte jetzt am Abend einen Matra Basti. Dieser Öleinlauf wird mit einer Menge von etwa 50-100ml verabreicht und soll nach Möglichkeit bis zum Morgen im Darm verbleiben. Die Öle des Matra Basti sollen den Darm nähren, die Darmschleimhaut reinigen und das Darm-Mikrobiom (früher Darmflora genannt) stärken. Sie sollen ebenfalls Vata beruhigen. Von den weiteren Auswirkungen dieser fortgesetzten Behandlung werde ich in einem weiteren Beitrag berichten.
An dieser Stelle möchte ich auf ein Buch von Siegfried Kogelfranz verweisen. Der ehemalige SPIEGEL-Redakteur beschreibt am Anfang seines Buches „Ayurveda Live: Heilende Reisen zu den Ursprüngen des Ayurveda“ ziemlich genau die für einen Europäer ungewohnte Situation dieses Teiles der Panchakarma-Behandlung: „Enema, Sir!“