Wir Wiener blicken vertrauensvoll in unsere Vergangenheit.
Dieses immer noch zutreffende Zitat von Karl Farkas hatte eine ganz besondere Note während der vergangenen Ayurveda Days in Wien. Dass ausgerechnet das älteste Medizinsystem der Welt sich in den ehemaligen Stallungen des österreichischen Kaisers im Museumsquartier präsentiert, konnte und wollte ich mir nicht entgehen lassen.
Also fuhr ich mit dem Flixbus nach Wien, schnappte mir meine Tochter und ab ging es zum ersten Vortrag von Dr. med. Wolfgang Schachinger. Doch ein Schock folgte zugleich. Ich war der einzige Mann unter fast 60 Frauen. Glücklicherweise war noch ein Platz in der überfüllten Ovalhalle zu finden. Herr Schachinger referierte über intermittierendes Fasten und verwies sehr anschaulich auf entsprechende Versuche mit Ratten. Ein fast synchrones Nicken des Publikums folgte seinen Erklärungen. Gegen Ende seiner recht interessanten 30-minütigen Ausführungen wechselte der Charakter jedoch in eine Verkaufsveranstaltung für überteuerte Kräutermischungen. Als er dann noch auf Maharishi Mahesh Yogi als seinen spirituellen Meister verwies, wurde mir bewusst, aus welcher Richtung der Wind weht. Ist doch gerade im deutschsprachigen Raum die Sekte der TM-Bewegung mit dafür verantwortlich, dass Ayurveda als erprobtes Medizinsystem bei der Linderung chronischer Krankheiten einen zwiespältigen Zugang aufweist.
Diese Ambivalenz zwischen einem Ayurveda des Kommerzes und der Vermittlung tatsächlicher Gesunderhaltung prägte den Charakter vieler Veranstaltungen auf den Ayurveda Days. Dass sich dabei in der recht überschaubaren Szene viele fragwürdige Angebote tummeln, wunderte mich nicht wirklich. Gerade die Heilsversprechen mancher Anbieter sind reine Esoterik. „Feinstofflich geht immer“ schrieb jüngst der Standard und verwies auf den riesigen Esoterik-Markt mit Zukunftspotential in Österreich aber auch in Deutschland.
Glücklicherweise habe ich während der Messe auch einige seriöse Ansprechpartner getroffen. Gerade die Vorträge von Hans Heinrich Rhyner zeugten von einem ausgiebigen Erfahrungsschatz beim Einsatz ayurvedischer Behandlungsmethoden. Auch ohne Feinstofflichem. Gleichwohl bin ich nicht seiner Meinung, was die Wirksamkeit des Fastens betrifft. Dies ist allerdings eine andere Geschichte.
Alles in allem waren diese beiden Tage am vergangen Wochenende sehr informativ und bunt. Gerade was mein eigenes Verständnis vom Zusammenspiel von Ayurveda und Diabetes betrifft, bekam reichlich Zuwachs. Dass ich während der gesamten Ayurveda Days einer der wenigen Männer war, überraschte mich dennoch etwas. Jedenfalls wird dies nicht meine letzte Veranstaltung dieser Art gewesen sein.
1 Kommentar zu „Ayurveda Days in Wien“
Hallo Peter,
danke für den Eindruck einer solchen Veranstaltung! Hans H. Rhyner arbeitet auch bei Aus- und Weiterbildungen an der Europäischen Akademie für Ayurveda mit und arbeitet in der Schweiz, wo er einst (90er Jahre) die erste anerkannte Ayurveda Klinik im Westen begründete.
Er ist sehr „krankheitsbezogen“ in seinen Weiterbildungen. Dennoch habe ich sein Buch „Das Praxis Handbuch Ayurveda“ gekauft, aber für Gesundheitsvorsorge ist es zu speziell. Ich leihe es Dir gern mal aus. Prof. Gupta hatte ja keine Bücher, nur seine Heftchen.
Wenn Du Dich nur auf wissenschaftlichen Parkett bewegen willst, solltest Du das Symposium an der Europäischen Akademie in Birstein im Sommer jedes Jahres beachten, dort hat Maharishi…keine Chance. Alles Gute weiterhin auf der suche nach lebenswichtigen Wahrheiten!