Bitterstoffe und niedriger Blut­zucker

In den letzten Tagen und Nächten hatte ich stabile Blut­zucker­verläufe wie aus einem Lehr­buch. Ich hoffte schon, dass ich einmal einen ganzen Tag meinen Blut­zucker im Normal­bereich halten könnte. Doch diese vor­witzige Annahme hatte ich ohne meinen Körper gemacht. Der Blut­zucker fiel letzte Nacht wieder unter die mess­bare Grenze von 2.2mmol/mol bzw. 40mg/dl. Professor Gupta wird mit seiner Aus­sage also Recht behalten, dass ich meinen Insulin­bedarf zum Ende der Behand­lung halbieren werde. Ich befürchte ebenso, dass er mit seiner Behauptung Recht behalten wird, dass all meine gesund­heitlichen Probleme einzig auf eine Ursache zurück­zu­führen sind: die bislang hohe Insulin­menge aufgrund meines Typ-1-Diabetes. Nach seiner Aussage muss diese Insulinmenge gesenkt werden.

Die pflanzlichen Medikamente, welche ich gegenwärtig erhalte, sind durchweg blut­zucker­senkend. Neben denen, in vorigen Beiträgen beschriebenen Substanzen, erhalte ich seit Tagen ein weiteres Medikament: Bhumi Amalaki, Chanca Piedra oder auch „starker Stein­brecher“ (Phyllanthus niruri). Der Name „Stein­brecher“ ist abgeleitet von der Eigen­schaft, Gallen- oder Nieren­steine effizient aufzulösen. Die Pflanze wird in weiten Teilen der Erde auch als Medikament hierfür verwendet. Daneben senkt die Droge u.a. den Cholesterin­spiegel, den Blut­druck und eben auch den Blut­zucker. Dazu hänge ich noch einmal einen Übersichtsartikel als pdf-Datei unten an. Allen pflanzlichen Medikamenten, welche ich gegenwärtig einnehme, ist eine besondere Eigenschaft gemein. Sie enthalten große Mengen an „un­appetitlichen“ Bitter­stoffen.

Letzten November hatte ich ein Gespräch mit einem Freund, indem wir uns über das Verschwinden der Bitter­stoffe im Rosen­kohl wunderten. Hier merke ich, dass ich das Thema Bitter­stoffe bislang weit unterschätzt habe. Bitter­stoffe sind de facto aus unserer Nahrung verschwunden. Lediglich im Bier, im Kaffee oder anderen Genuss­mitteln sind sie noch gesell­schafts­fähig. Und genau das ist das Problem. Sie sind lebens­not­wendig, aber in unserer täglichen Ernährung weit­gehend nicht mehr vorhanden. Die Bitter­stoffe wurden aus vielen Gemüse­sorten her­aus­ge­züchtet. Es ent­standen hybride Gemüse-, Getreide- und Obst­sorten, welche nur noch wenig Bitter­stoffe enthalten. Für eine gesunde Ernährung sind sie allerdings un­er­lässlich.

Bitterstoffe führen vergleichs­weise schneller zu einem Sättigungs­gefühl. Dadurch wird die Menge der auf­ge­nom­menen Nahrung begrenzt. Bitter­stoffe in der Nahrung sorgen durch ihren intensiven Geschmack für ein rasch einsetzendes Fließen der Verdauungs­säfte, wodurch der Sättigungs­reiz beschleunigt eintritt. Die Intensität des bitteren Geschmacks bewirkt darüber hinaus auch eine Begrenzung der Ess­lust und des Hungers. Süße und bitter­freie Gerichte forcieren dagegen die Lust auf immer mehr. Bittere Nahrungs­mittel sorgen somit indirekt für einen geringeren Insulin­bedarf bei Menschen mit und ohne Diabetes.

Das Besondere bitterer Nahrungs­mittel, wie auch der bitteren Medikamente ist die Stabili­sation des Blut­zuckers. Die Ge­schwindig­keit der Verdauung und die Ver­stoff­wechselung selbst wird durch die auf­ge­nom­menen Bitter­stoffe be­ein­flusst. Damit bewirken Bitter­stoffe eine direkte Herab­setzung des Insulin­bedarfs bei Bolus­gaben. Abgesehen von den Aus­wirkungen von der aktuellen Ernährung und der Medikation auf mein Wohl­befinden, spüre ich gegenwärtig beide Effekte an der mittlerweile täglichen Her­absetzung der Insulingaben.



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6 Kommentare zu „Bitterstoffe und niedriger Blut­zucker“

  1. Hallo Peter,

    danke für den langen Bericht! Also wirst Du zu Hause lernen, Deine Essen mit vielen Gewürzen zu veredeln. Dort sind viele Bitterstoffe drin, die Verdauung wird gestärkt und der Essengenuss ist höher. Das funktioniert auch mit einheimischen Gewürzen.
    Freue Dich auf neue einheimische Essgenüsse. Nahrung ist dann Medizin, ganz nach Paracelsius. Alles Gute weiterhin!

  2. Das ist interessant. Bittermittel zur Regulation von Essverhalten und Stoffwechsel kennen wir auch in der Traditionellen Europäischen Medizin. Dabei sollen sie vor dem Essen eingenommen mit dem angeregten Fließen der Verdauungssäfte auch den Appetit steigern. Nicht nur die Verdauungsorgane direkt sollen so auf die Nahrung eingestellt werden, sondern auch der Geist, die Bitterkeit Bewusstheit ins Stoffwechselsystem ziehen.
    Entsprechend finden sich hier bitterstoffreiche Arzneipflanzen wie z.B. (Gelber) Enzian auch als Rohstoff für alkoholische Lösungen und Destillate, die dann gerne als sog. Verdauungsschnäpse eingenommen werden – sowohl als Aperitiv, als auch als Digestiv.

    Gruß aus dem Schnee

  3. Hallo Peter
    danke für die tolle Info, habs gleich weitergeleitet und werde selbst jetzt mehr Bitteres essen. Ich frage mich ob die Bitterschockolade nicht auch zu der Bitter-Familie gehört? Scherz beiseite mich wundert es dass du das alles so genau schmecken kannst, ich kanns nicht mehr. Auch kann ich so ganz feine Sachen nicht wirklich riechen, also vlt. eine parallele Abnahme der Geruchssinnes sowie der Geschmacksknospen mit dem konstanten Schwinden der Bitterstoffe und wer weiß was noch alles..

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